Zwei Zauberer der Klänge

Veröffentlicht: Mittwoch, 20. Mai 2009 Geschrieben von Detlef Lang

Konzert mit Christoph Bunzendahl am Cello und Florence Sitruk an der Harfe

Zwei Zauberer der Klänge

USLAR. "Auf den Flügeln des Gesangs" ist eines der berühmtesten Lieder Felix Mendelssohn-Bartholdys. Leicht abgewandelt bildete der Titel das Motto für ein Konzert, zu dem der Literatur- und Kunstkreis zwei weitgereiste Musiker in die Friedenskirche Uslar eingeladen hatte. Viele Stücke, die das ungewöhnliche Duo mit Harfe und Cello spielten, wiesen einen Bezug zu einem Text auf oder waren sogar Bearbeitungen von Kunstliedern. Dazu kommt noch, dass ja das Cello als das Instrument gilt, das der menschlichen Stimme am ähnlichsten ist.

Neben der menschlichen Stimme gab es aber noch ein Motto und das hat etwas mit der Familie des Cellisten Christoph Bunzendahl zu tun. Der Anlass, in Uslar ein Konzert zu geben, war nämlich Bunzendahls Großvater Heinrich, der in diesem Jahr hundert Jahre alt geworden wäre. Der junge Cellist lebt seit einigen Jahren in Antwerpen, seine Partnerin an der Harfe ist Professorin für diese Instrument an der Hochschule für Musik in Genf.

Gefragte Musikerin

Dass die Harfenistin Florence Sitruk zu Recht eine international gefragte Musikerin ist, bewies sie mit der Serenade für Harfe von Elias Parish Alvars, einem Zeitgenossen von Mendelssohn und selbst Harfenist. Sitruk spielte das virtuose Werk, das aber auch sehr kantable Stellen aufweist, mit einer Brillanz und Differenziertheit, die das große Spektrum des Harfenklanges deutlich machte. Dabei sei nur am Rande erwähnt, dass sich die Preise für eine Konzertharfe auf dem Niveau der Mercedes E-Klasse bewegen.

Während es für die Besetzung Harfe - Cello fast keine Originalstücke gibt und die beiden Künstler deshalb überwiegend Bearbeitungen im Programm hatten, bildet das "Grand Duo" eine Ausnahme. Es ist nämlich eine gemeinsame Komposition des Cellisten Jean-Louis Duport und des Harfenisten Charles-Nicolas Bochsa. Sitruk und Bunzendahl verkörperten diese Zusammenarbeit in einer gut aufeinander abgestimmten Interpretation, die sicherlich den Höhepunkt des Abends bildete.

Überhaupt hatte man den Eindruck, dass sich die beiden Musiker gerade im romantischen Repertoire wohlfühlen. Das zeigten auch die vom Lied geprägten Stücke von Mendelssohn-Bartholdy und das "Kol Nidrei" von Max Bruch. Etwas blasser blieben dagegen die Stücke aus der Barockzeit.

Seine atemberaubende Virtuosität konnte Bunzendahl in der Sonate von Luigi Boccherini ausspielen, in der das Cello in die höchsten Lagen geführt wird und sich wie eine Geige anhört.

Doch wer hätte gedacht, dass ein Cello auch eine Gitarre imitieren kann. Das spanisch angehauchte Stück zum Abschluss des Programms bewies es. Herzlicher Applaus von den gut hundert Zuhörern in der Friedenskirche, die von den beiden sympathischen Künstlern für zwei Stunden "verzaubert" worden sind.

Peter Reiter

Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 20. Mai 2009

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