Moderne trifft aufs Mittelalter

Veröffentlicht: Montag, 07. März 2016 Geschrieben von Detlef Lang

Konzert mit Berliner Jazzband Shoot The Moon und dem Northeimer Theater der Nacht

Moderne trifft aufs Mittelalter
Jazzmusik und Puppentheaterkunst: Das boten die Berliner Band Shoot the Moon mit der aus Uslar stammenden Almut Schlichting (zweite, von rechts) und Akteure des Theaters der Nacht aus Northeim im Saal des alten Rathauses. Foto: Porath

USLAR. Mittelalter und Jazzmusik, das ist auf den ersten Blick eine ungewöhnliche Kombination. Dass sie sehr gut zusammenpasst und zugleich auch noch amüsant sein kann, wenn Ruth Brockhausen einen Teil ihrer Puppen mitgebracht hat, erfuhren die Gäste der Band "Shoot the Moon" im Rathaussaal.

Der Saal war mit 100 Zuschauern ausverkauft. Zum einen sicher, weil mit Almut Schlichting eine Uslarerin auf der Bühne stand, die mittlerweile eine anerkannte Saxophonistin in Berlin ist, zum anderen, weil das Publikum mittlerweile zu schätzen weiß, was an kulturellen Veranstaltungen vor Ort geboten wird.

Leichter Zugang zu Stücken

Das Programm enttäuschte nicht. Vielmehr erlaubte die Kombination aus Worten, Puppen und Musik einen leichten Zugang zu den jeweiligen Stücken. Für ihre Texteinführungen hatte Brockhausen einige der Darsteller aus dem Northeimer Theater der Nacht mitgebracht. Den Hausgeist Rupert von Retoberg etwa, mit dem sie unter anderem den Text der Piratenkönigin, "Pirate Queen" vorstellte.

Den Text – geschrieben von Almut Schlichting zur Musik eines Irish Folk-Songs, den die Band im Jazz-Stil spielte, brauchten die Zuschauer gar nicht zu verstehen. Sie sahen die Piratenkönigin durch die Musik praktisch vor sich. Die Bassklarinette klang wie eine Schleppe, das Schlagzeug interpretierte ihre teils trippelnden Schritte, womöglich mit Holzbein. Ungewohnte Harmonien lösten sich in eingängigen Melodien auf. Die Musiker spielten und sangen mit einer schlafwandlerischen Sicherheit, die bei aller Routine viel Spielfreude durchblicken ließ. Als Heiligen hatte Ruth Brockhausen den Heiligen Sylvester mitgebracht. Sie läutete damit einen Beitrag ein, in dem Schlichting ihre Beobachtungen aus New York eingebracht hat.

Beistand von Heiligen

Der Saxophonistin war in der Millionenmetropole aufgefallen, dass an allen möglichen und unmöglichen Stellen um Beistand von Heiligen gebeten wird. Auch ein Widerspruch zwischen Moderne und Altertum, den sie mit ihrer bereits mehrfach ausgezeichneten Band musikalisch umsetzen konnte. Am Ende blieb lang anhaltender Applaus und die Erkenntnis, dass sich scheinbar widersprüchliche Dinge perfekt vereinen können und es sich lohnt, neue Eindrücke zuzulassen.

Wenn das auch noch musikalisch so gelingt, mit glasklarer Stimme von Winnie Brückner, einer voll klingenden Bassklarinette von Tobias Dettbarn, dem Kontrabass von Sven Hinse, Philipp Bernhardt am Schlagzeug und einer leidenschaftlich spielenden Almut Schlichting mit ihrem Saxophon, ist Uslar für einen Abend nah dran am kulturellen Angebot der großen Metropolen. (zyp)

(VON GUDRUN PORATH)

Quelle: HNA - Sollinger Allgemeine vom 07. März 2016

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